Die Schweizerische Nationalbank SNB übernimmt keine Verantwortung für die Lösung der Klimakrise. Dies zeigt ein Vergleich der Klimaschutzanstrengungen verschiedener Zentralbanken. 

Die Nichtregierungsorganisation Positive Money mit Sitz in London veröffentlicht heute, 31. März 2021, die Studie «The Green Central Banking Scorecard» [1]. Darin werden die Massnahmen gegen die Klimakrise der G20-Zentralbanken analysiert und in einer Scorecard verglichen. Obwohl die Schweiz nicht zu den G20-Ländern gehört, behandelt der Report auch die Schweizerische Nationalbank SNB und die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA – und ordnet deren Klimaschutzbemühungen im internationalen Vergleich ein. 

Die Studie bewertet die Richtlinien und Massnahmen der Nationalbank und der FINMA mit lediglich 24 von 130 Punkten. Damit landet die Schweiz auf dem 8. Platz – hinter China, Brasilien und ihren europäischen Nachbarländern. Der Grossteil der 24 Punkte für die SNB rührt bloss daher, dass die Nationalbank im vergangenen Dezember den Verkauf von Aktien von Unternehmen bekannt gegeben hat, welche ausschliesslich im Kohleabbau tätig sind. Dieser Schritt hin zu mehr Klimaschutz ist jedoch eher symbolischer Natur, weil der Ausschluss von Kohleabbau-Unternehmen bereits dem Standard der meisten Investoren in der Schweiz entspricht. 

«Die SNB weigert sich, tatsächlich Verantwortung für die Erreichung der Klimaziele, zu denen sich die Schweiz im Pariser Abkommen verpflichtet hat, anzuerkennen und wirkungsvolle Beiträge zu leisten», sagt Peter Haberstich, Projektleiter Finanzplatz und Klima bei Greenpeace Schweiz. Obwohl die Nationalbank seit Kurzem Mitglied des Network for Greening the Financial System (NGFS) [2] ist. Das Netzwerk veröffentlichte letzten Dienstag seinerseits einen Bericht und kommt darin zum Schluss, dass Zentralbanken viel mehr tun müssen im Kampf gegen die Klimakrise und dabei auch ihre Geldpolitik nutzen sollten, um die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu beschleunigen. 

«Die SNB muss aufhören, passiv dem Markt zu folgen. Stattdessen muss sie Verantwortung übernehmen und proaktiv den Schweizer Finanzplatz dabei unterstützen, alle Geldflüsse so auszurichten, dass diese die Ziele des Pariser Klimaabkommens und somit eine klimafreundliche Wirtschaft unterstützen», sagt Peter Haberstich.

Wie das geht, zeigen Länder wie Brasilien, Frankreich, Grossbritannien, Deutschland oder Italien, die auf Klima-Stresstests, die Offenlegung von Finanzdaten oder die Förderung der Kreditvergabe für grüne Anlagen setzen. 

Greenpeace Schweiz hat letztes Jahr mit einer parlamentarischen Aufsichtsbeschwerde gegen die SNB, die FINMA und die OAK BV aufgezeigt, wie diese Institutionen durch geltende Gesetze, die Verfassung und ihre Mandate verpflichtet sind, viel mehr gegen den Klimawandel zu unternehmen und die Bevölkerung vor den Folgen der Klimakrise zu schützen. Die Beschwerde ist bei der Subkommission EFD der Geschäftsprüfungskommissionen der beiden Räte hängig. 

Kontakte: 

  • Peter Haberstich, Projektleiter Klima und Finanzwirtschaft Greenpeace Schweiz: +41 76 337 44 49, [email protected]
  • Medienstelle Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 11, [email protected]  

[1] Green Central Banking Scorecard (31. März 2021): Der Bericht wurde durch die Nichtregierungsorganisation Positive Money erstellt und wird durch 24 Thinktanks und Nichtregierungsorganisationen unterstützt, darunter Brot für Alle, Campax, Collectif Breakfree, Coordination Climat Justice Sociale, Greenpeace Schweiz und Klima Allianz Schweiz.

[2] Das Network for Greening the Financial System (NGFS) ist eine Gruppe von 89 Zentralbanken und Finanzplatz-Regulatoren, inklusive der U.S. Federal Reserve und der Europäischen Zentralbank.