Die 58. IPCC-Konferenz in Interlaken ist mit der Veröffentlichung des Syntheseberichts des sechsten Sachstandsberichts über den Zustand des Klimas zu Ende gegangen. Die politischen Entscheidungsträger:innen der Welt müssen sich von nun an bei ihrer Klimapolitik auf dieses Dokument stützen. Es ist immer noch möglich, die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, aber es muss sofort gehandelt werden (siehe Zusammenfassung von Greenpeace in 10 Punkten). Dies gilt insbesondere für die Schweiz, die von der globalen Erwärmung stärker betroffen ist als der globale Durchschnitt, deren Klimapolitik jedoch zu einer Erwärmung von 3°C führt. Ein erster wichtiger Schritt muss mit der Verabschiedung des Klimaschutzgesetzes am 18. Juni getan werden.

Die Folgen der globalen Erwärmung zeigen sich in der Schweiz stärker als im weltweiten Durchschnitt. Wie ein kürzlich von Greenpeace Schweiz veröffentlichtes Faktenblatt verdeutlicht, beträgt die Erwärmung hierzulande bereits fast 2°C. Diese Entwicklung führt seit mehreren Jahren zu einer Zunahme der Häufigkeit von extremen Wetterereignissen, wiederkehrenden Dürren, Hitzewellen, einem Rückgang der Schneemenge, dem Verschwinden von Gletschern und dem Auftauen des Permafrostbodens. «Trotzdem entspricht die Klimapolitik des Bundes nicht den sehr deutlichen Warnungen des IPCC», kommentiert Nathan Solothurnmann, Klimaexperte bei Greenpeace Schweiz. «Wie kommt es, dass wir in der Lage sind, auf die Wissenschaftler:innen zu hören, wenn es darum geht, uns vor Covid-19 zu schützen, aber nicht bei der globalen Erwärmung, deren Auswirkungen weitaus verheerender und dauerhafter sind?»

«In der Schweiz haben wir alle Mittel, um die Klimakrise zu bewältigen. Insbesondere können wir bis 2035 den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe vollziehen. Wir können auch die Ökosysteme schützen, die als Kohlenstoffsenken dienen, indem wir unser Konsumverhalten und unsere Ernährung ändern. All diese Massnahmen sind Investitionen, die für unsere Zukunft entscheidend sind und eine hohe Lebensqualität ermöglichen. Sie sind auch aus ethischer Sicht wichtig: Unser Land gehört zu den Ländern mit den höchsten Treibhausgasemissionen pro Kopf. Wenn wir schnell handeln, haben wir die besten Voraussetzungen, um der Klimafrage gerecht zu werden. Es ist jedoch wichtig, einen klaren Rahmen und klare Ziele zu setzen. Deshalb unterstützen wir ein Ja zum Klimaschutzgesetz bei der Abstimmung am 18. Juni», sagt Nathan Solothurnmann.

Ein Pfad mit sehr hohem Risiko

Der sechste Sachstandsbericht des IPCC ist der erste, der seit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens im Jahr 2015 von der wissenschaftlichen Gemeinschaft erstellt wurde. Die Schlussfolgerungen des Berichts sind eindeutig: Die Folgen der globalen Erwärmung sind stärker als bisher angenommen und kommen auch schneller als erwartet.

«Derzeit befindet sich die Menschheit auf einem sehr riskanten Pfad, der die natürlichen Grundlagen unseres Lebens auf globaler Ebene bedroht», fügt Nathan Solothurnmann an. Wenn die Klimaschutzbemühungen, zu denen sich die Länder der Erde verpflichtet haben, auf dem derzeitigen Niveau bleiben, wird die Erwärmung bis 2050 auf 3°C ansteigen. Ein Szenario, bei dem mehrere Klimakipppunkte überschritten würden, mit katastrophalen Folgen für das Wohlergehen der Menschheit, insbesondere für die Gesundheit, die Nahrungsmittelproduktion und die Wirtschaft. 

Der Schlüssel zur Aufrechterhaltung des im Pariser Klimaabkommen festgelegten Kurses ist die Halbierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 und das Erreichen von Netto-Null-Emissionen bis spätestens 2050. 

Die Ergebnisse des IPCC machen auch eine echte globale Ungerechtigkeit deutlich. Fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt an Orten, die sehr anfällig für die globale Erwärmung sind, überwiegend in benachteiligten Ländern. Gleichzeitig trugen nur 10 Prozent der reichsten Haushalte, die sich überwiegend in den nördlichen Ländern befinden, zu 45 Prozent der weltweiten verbrauchsbasierten Treibhausgasemissionen der Haushalte bei.


Dokumente

«Die globale Erwärmung und ihre Folgen», Themenblatt von Greenpeace Schweiz, März 2023.

«Full story of the climate emergency and its solutions – IPCC release full Sixth Assessment Report», Medienbriefing von Greenpeace International (Englisch), Greenpeace International, März 2023. 

Kontakte 

Greenpeace Schweiz

  • Nathan Solothurnmann, Klimaexperte bei Greenpeace Schweiz, +41 76 514 90 48, [email protected] (während der IPCC-Konferenz in Interlaken anwesend)
  • Mathias Schlegel, Pressesprecher von Greenpeace Schweiz, +41 79 794 61 23, [email protected] 

Greenpeace International

Für Reaktionen und Interviews mit Expert:innen von Greenpeace International, die während der IPCC-Konferenz in Interlaken anwesend sind: Gaby Flores, Kommunikationsbeauftragte von Greenpeace International, [email protected], +1 214 454 3871.