Greenpeace Schweiz hat sich an der Vernehmlassung über die Teilrevision des Abfallreglements der Stadt Bern beteiligt. Die Umweltorganisation unterstützt den so genannten «Sauberkeitsrappen» und fordert, dass andere Städte, Gemeinden und Kantone diesem Beispiel folgen und wirksame Lenkungsmassnahmen zur Abfallvermeidung einführen.

Die Schweiz ist eines der Länder mit dem grössten Siedlungsabfallaufkommen der Welt. Die Abfallberge sind bei uns kaum sichtbar, leistet sich die Schweiz doch ein effektives Reinigungs-, Abfalltrenn- und Sammelsystem. Dabei geht jedoch vergessen, dass der exzessive Konsum und die damit anfallenden Abfallprodukte (Wegwerfartikel, vor allem Verpackungsmaterialien) die Umwelt und das Klima stark belasten. Produktion, Transport, Entsorgung oder auch Recycling benötigen Energie und setzen CO2 frei. Allein die von Plastik verursachten globalen CO2-Emissionen beliefen sich 2015 auf beinah 1.8 Mrd. Tonnen.

Nicht korrekt entsorgte Abfälle gefährden auch hierzulande Tiere und Pflanzen sowie die Gesundheit der Bevölkerung. 90 Prozent der Schweizer Auenböden sind mit Mikrokunststoffen kontaminiert. Gemäss einer kürzlich publizierten Studie des Vereins zur Erhaltung des Genfersees (ASL) gelangen jedes Jahr 50 Tonnen Plastikabfälle allein in den Genfersee. Freigesetzte Materialien lassen sich nicht in Stoffkreisläufe zurückführen und werden somit der Wiederverwertung entzogen. Es müssen neue Ressourcen gewonnen und verarbeitet werden — mit entsprechenden Umweltauswirkungen.

Bonus-Malus-System als Anreiz

Wirkungsvoller als Abfall zu recyceln ist es, diesen zu vermeiden. Der Konsumgüterhandel setzt mit unnötigen Einwegverpackungen jedoch falsche Anreize und kurbelt somit die Ressourcenverschwendung an. Zudem schiebt er die Verantwortung fürs Aufräumen der durch die Verpackungen entstandenen gelitterten Abfälle auf die Gemeinden und damit die Steuerzahlenden ab – in der Schweiz sind das Kosten von jährlich rund 200 Millionen Franken. Stephanie Menzel, Zero-Waste-Campaignerin bei Greenpeace Schweiz, sagt: «Es ist unerlässlich, dass jene in die Pflicht genommen werden, welche zwar nicht direkt den Abfall zurücklassen, jedoch mit dem Verkauf von Konsumgütern in Einwegverpackungen indirekt dazu beitragen, dass Abfall im öffentlichen Raum anfällt. Eine Gebühr für sekundäre Verursacher ist notwendig, um eine Lenkungswirkung zu erzeugen.»

Das von der Stadt Bern vorgeschlagene Gebührenmodell ist plausibel und pragmatisch. Es ist nachvollziehbar und handhabbar. Die Gebühr ist so ausgestaltet, dass ein Anreiz entsteht, Abfall zu reduzieren oder gar zu vermeiden. Es ist sinnvoll, dass individuelle Massnahmen zur Abfallreduktion – z. B. das Weglassen von Verpackungen, eigene Abfallkübel, Entsorgungskonzepte, Schulungen, eigene Präventionskampagnen – eine Gebührenreduktion oder eine Gebührenbefreiung zur Folge haben. Greenpeace fordert, dass andere Städte und Gemeinden diesem Beispiel folgen und dass auch auf kantonaler und nationaler Ebene wirksame Lenkungsmassnahmen zur Abfallvermeidung eingeführt werden.

Kontakt:

Stephanie Menzel, Zero-Waste-Campaignerin Greenpeace Schweiz, +41 77 976 07 33, [email protected]
Medienstelle Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 11, [email protected]