95 Prozent der SchweizerInnen sind bereit, mit Mehrwegbehältern einzukaufen. Die Detailhändler aber zwingen sie zu Einwegabfall. Das magerste Mehrweg-Angebot bieten Lidl Schweiz und Aldi Suisse. Der neue Greenpeace-Bericht klärt auf und zeigt Lösungen.

Ein Grossteil der SchweizerInnen ist bereit, beim Einkaufen Mehrwegbehälter zu benutzen. Das geht deutlich aus dem heute publizierten Bericht «Mehrweg für die Zukunft» hervor. Für 95 Prozent der Befragten kommen Mehrwegbehälter infrage, um Wegwerfverpackungen zu vermeiden. Allein der Plastikverschleiss würde so enorm zurückgehen, denn weltweit wird vierzig Prozent des Kunststoffs für Einwegverpackungen verwendet.

Die 1’077 befragten Deutsch-und WestschweizerInnen haben auch angegeben, für welche Produkte sie Mehrweg bevorzugen. Folgende Top 3 geht aus der repräsentativen Umfrage des LINK-Instituts hervor: Gemüse und Früchte, Trockenprodukte wie Nüsse und Müesli sowie Getränke. Das Angebot der Schweizer Grossverteiler bildet jedoch einen grossen Kontrast dazu.

«Die plastikfreie Zukunft ist auf Mehrwegsysteme angewiesen»

Bei Migros, Coop, Volg, Aldi und Lidl fristen Mehrwegsysteme ein Nischendasein. Inzwischen bieten zwar allesamt wiederverwendbare Beutel für Gemüse und Früchte an oder akzeptieren sie zumindest. Aber Nüsse und Trockenfrüchte sind nur bei Coop weitreichend im Offenverkauf erhältlich. 

Bei den Getränken fällt das Angebot noch magerer aus. Coop hält bloss einzelne Biersorten in Pfandflaschen bereit, Volg stellt zusätzlich sauren Most zur Auswahl. Dabei benötigen gerade Getränke kaum Innovationen: Mehrwegflaschen waren bis in die 90er Jahre Standard. Bis Billigplastik den Markt überschwemmte: PET verdrängte wiederverwendbare Flaschen und schrittweise verschwanden weitere Mehrwegsysteme aus den Ladenregalen. 

Das Verhältnis muss umgekehrt sein: «Der Bericht ist ein Weckruf. Die Detailhändler müssen endlich handeln, um den Verpackungswahnsinn zu stoppen», sagt Philipp Rohrer, Zero Waste Experte bei Greenpeace Schweiz. «Es liegt an Lebensmittelkonzernen wie Nestlé und Detailhändlern wie Aldi und Lidl, uns aus der Plastikkrise zu führen.» Greenpeace Schweiz fordert sie neben dem Ausbau bewährter Mehrwegmodelle dazu auf, innovative Nachfüllsysteme zu entwickeln. Und schon jetzt sollen Kunden, die Wiederverwenden, preisliche Vorteile haben. «Detailhändler geben sich gerne nachhaltig, während sie weiter die Welt mit Einweg zumüllen. Die plastikfreie Zukunft ist auf Mehrwegsysteme angewiesen.»

Zum Bericht «Mehrweg für die Zukunft» führt dieser Link.

Kontakte
Philipp Rohrer, Zero-Waste-Experte Greenpeace Schweiz, +41 76 516 94 30, [email protected]

Eva-Maria Schleiffenbaum, Mediensprecherin Greenpeace Schweiz,  
+41 44 447 41 60, [email protected]