In der Schweiz handeln nach wie vor zu viele Banken, Vermögensverwaltende, Versicherungen und Pensionskassen nicht klimaverträglich – und somit in der Klimakrise verantwortungslos. Sie sind weiterhin zu stark in Unternehmen investiert, die die Nutzung von Klimakillern wie Kohle, Öl und Gas fördern statt zurückfahren. Zudem nehmen die Finanzakteure ihre Eigentümerrechte viel zu wenig wahr, damit die investierten Unternehmen ihre Emissionen senken. Das zeigt der heute vom Bundesamt für Umwelt veröffentlichte Klimaverträglichkeitstests für den Schweizer Finanzmarkt. Jetzt muss die Politik regulierend eingreifen, fordert Greenpeace Schweiz. Freiwilligkeit führt nicht zum Ziel. 

Peter Haberstich, Experte für eine nachhaltige Finanzwirtschaft bei Greenpeace Schweiz: «Die Investitionen des Schweizer Finanzplatzes sind immer noch nicht vereinbar mit dem Ziel, das Überschreiten von Kipppunkten im Klimasystem zu verhindern. Und die Finanzakteure machen noch immer viel zu wenig, um die investierten Unternehmen auf Klimakurs zu bringen. Das wird durch den Klimaverträglichkeitstest einmal mehr deutlich. In den vergangenen zwei Jahren hat der Finanzplatz bezüglich Klimaschutz zu wenig Fortschritte gemacht. Nur 15 Prozent der Institutionen haben sich Klimaziele mit Zwischenzielen für 2025 und 2030 gesetzt. Das ist alarmierend. Ein langfristiges 2050-Klimaziel ist nichts wert, wenn keine Zwischenziele das Tempo der Emissionsreduktionen vorgeben. Denn bis 2050 ist das aktuelle Management längst pensioniert.»

«Gleichzeitig zeigt der Klimaverträglichkeitstest auf, dass nur wenige Finanzinstitute wirklich aktiv die Klimakrise bekämpfen. Die Finanzakteure müssen ihre Verantwortung als Aktionäre wahrnehmen und klimaschädliche Unternehmen mittels ihrer Eigentümerrechte dazu drängen, die Emissionen zu senken. Ebenso müssen Vermögensverwalter mit gezielten Stewardship-Aktivitäten wie strukturierten Dialogen, Resolutionen und Stimmabgaben darauf hinwirken, dass die in ihren Portfolien vertretenen Unternehmen die Emissionen rechtzeitig senken. Aber erst ein Drittel der Finanzinstitutionen setzt sich bei investierten Unternehmen für Massnahmen zum Klimaschutz ein, und lediglich 15 Prozent verfügen über eine Eskalationsstrategie. Konkret heisst das: Kaum eine Institution in der Schweiz verfügt über ein gutes Engagement mit einer zwingend notwendigen Eskalationsstrategie. Damit werden die Erkenntnisse aus unserem Bericht zu den Schweizer Pensionskassen bestätigt.»

«Freiwillig werden die Finanzinstitutionen nicht rechtzeitig die nötigen Massnahmen ergreifen, die dazu beitragen, dass die Weltwirtschaft die geforderten Emissionssenkungen erreichen kann. Deshalb muss die Politik regulierend eingreifen. Vorzugeben sind verbindliche Klimaziele mit einem wissenschaftlich begründeten Absenkpfad für die verantworteten Treibhausgasemissionen. Über ihre Fortschritte müssen die Finanzakteure transparent berichten.»

Der Klimaverträglichkeitstest wird vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) in Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) mittels der PACTA-Methode (Paris Agreement Capital Transition Assessment) durchgeführt. Das Ziel des Tests ist es, «die Klimaverträglichkeit des gesamten Finanzsektors und der einzelnen teilnehmenden Institutionen zu messen», wie es auf der entsprechenden Website heisst. 

Kontakte

  • Peter Haberstich, Experte für eine nachhaltige Finanzwirtschaft bei Greenpeace Schweiz: +41 76 337 44 49, [email protected]
  • Medienstelle Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 11, [email protected]